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Habt Ihr Lust auf einen kleinen Ausflug? Na also, dann schnallt Euch mal fix die festen Schuh‘ unter! Ich habe mir nämlich überlegt – Jahresrückblicke sind doch so 2020… Da entführ‘ ich Euch in diesem saukalten, tristen, grau-in-grauen Januar doch viel lieber an einen meiner Herzensorte.
So kann’s ein freudiger Start in die kommende Gartensaison werden. Oder nicht? Denn ums Gärtnern geht’s auf jeden Fall, das ist ja klar. Und das Wetter passt auch, denn unser Reisemonat ist der September, der im letzten Jahr doch dankbarerweise so besonders sonnig und angenehm war.
Wohin wir fahren, möchtet Ihr wissen? Tadaaa – nach Bamberg! Wohin denn sonst? Na bitte. Wer mir hier ein Weilchen folgt, dem wird Bamberg durchaus schon häufiger begegnet sein. Ich hab‘ da mal gewohnt (als ich noch studierte). Und auch wenn das inzwischen mehr als 15 Jahre her ist say whaaaat?, hat mich die Stadt nie so ganz losgelassen. Nu‘ ist es bloß aus dem Ruhrgebiet doch ordentlich weit bis nach Oberfranken… Die Fahrt mit dem Auto ist lang und der Stau auf der A7 oft noch länger, und so sind die Besuche in der Region mit der Zeit zunehmend seltener geworden.
Was dann passierte, fragt Ihr Euch? Das Jahr 2020 passierte, und auf einmal erschien uns die Vorstellung, Urlaub in Franken zu machen, gar nicht mehr ganz so abwegig. Was für ein Glück, kann ich da nur sagen. Was für ein Glück! Glück im Unglück bestimmt, aber trotzdem. Glück! Ein bißchen Zufall wohl auch, denn die Entscheidung, ein paar Tage zum Wandern in die Fränkische zu fahren und daran einen etwas ausgedehnteren Bamberg-Besuch anzuhängen, fiel so spontan, daß es gar nicht so einfach war, überhaupt noch Unterkünfte für zwei zu finden. (Ich sag’s ja: Glück muß der Mensch haben.)
Eine klassische Win-Win-Situation jedenfalls, denn so blieb uns auch endlich einmal genug Zeit, das Bamberger Gärtner- und Häckermuseum* in der Mittelstraße zu besuchen. Jahrelang hab‘ ich dem Freund in den Ohren gelegen – mindestens. Also, wenn wir das nächste Mal in Bamberg sind, dann müssen wir aber! Diesmal aber wirklich! Und überhaupt, warum war ich da nie, als ich noch in der Nachbarschaft gewohnt habe? (Ja, warum eigentlich nicht? Ich fürchte, ich wußt’s einfach nicht besser. Oder es hat mich damals einfach noch nicht so sehr interessiert, weil ich noch lange keinen eigenen Garten besaß und mir der Sinn für alle diese Dinge irgendwie abging.)
Nun also. Ein sonniger Vormittag Ende September 2020. ‚N bißchen frischlich ist es jetzt schon draußen, aber das soll eine echte Schrebergärtnerin ja nicht abhalten. Den richtigen Weg finde ich, ohne einen Blick auf den Stadtplan werfen zu müssen. Klar, ist doch meine Hood hier! Ich kenn‘ die Abkürzung.**
Seid Ihr bereit? Dann auf, wir unternehmen eine kleine Zeitreise ans Ende des 19. Jahrhunderts und besuchen die Gärtnerfamilie Kauer in ihrem traditionellen Gärtnerhaus mit Hof und Garten mitten in der Gärtnerstadt. „Zwiebeltreter“ hießen sie nicht mit echtem Namen – so lautete aber wohl der Spitzname für die Gärtner der Stadt, die tatsächlich die Angewohnheit hatten, das Laub der Küchenzwiebeln auf ihren Feldern niederzutreten, sobald es einmal zu sehr in die Höhe schoß. (Das leuchtet mir ein, denn für Bodenbedeckung ist dann ja gleich mit gesorgt, und man kann vielleicht ein bißchen den Unkrautbewuchs unterdrücken.)
Der Museumsrundgang beginnt in der Hofdurchfahrt und führt von dort durch die gute Stube mit dem Kachelofen, dessen Wärme im Herbst und Winter dazu genutzt wurde, das eigene Saatgut für die nächste Saison zu trocknen, zunächst in die Schlafkammer der Familie und das angrenzende Kinderzimmer. Was wohl heutige Kinder dazu sagen würden, wenn direkt über ihrem Bett an der Decke eine Ablage angebracht wäre, auf der im Herbst die Zwiebelernte zum Trocknen ausgelegt würde? Na, ich weiß nicht… Klug wird’s trotzdem gewesen sein, dieses Brett dort anzubringen, denn zur einen Seite des kleinen Raumes wartet ja hinter der Wand der Kachelofen, der in der kalten Jahreszeit sicherlich häufiger angeheizt wurde, und zur anderen Seite weist eine Tür in die gemütliche Küche mit Holzfeuerherd.
Was ich besonders charmant finde: In fast allen Räumen des liebevoll erhaltenen, alten Häuschens finden sich Verweise auf die besonderen Eigenheiten und Traditionen des Bamberger Gärtnerlebens. Ob es die geflochtenen Erntekörbe sind, die in der Küche stehen, oder die Ansammlungen von verschiedenen Gartenwerkzeugeb, Gießkannen & Co. – so haben die Gärtner eben nur hier und nirgendwo sonst gearbeitet.
An der Rückseite der Hofdurchfahrt gelangt man in den Hausgarten der Gärtnerfamilie. In der Remise stehen noch die Wagen, die für die Arbeit auf den Feldern vor der Stadt benötigt wurden.
Denn tatsächlich wuchs längst nicht alles, was zum Verkauf auf dem Markt angebaut wurde, direkt hinterm Haus. Üblicherweise fand an dieser Stelle wohl vor allem das Vorkultivieren und Heranziehen der Pflänzchen statt. Die Frühbeetkästen, die sich bis heute an der Hofmauer entlang reihen, verweisen noch auf diesen Teil der Arbeit. Berühmt waren die Bamberger Gärtner schon zur damaligen Zeit für ihr Süßholz und für manche lokale Kräuter- und Gemüsesorte, die sich ausschließlich hier erhalten hat. Die Kartoffelsorte „Bamberger Hörnla“ kennen wahrscheinlich die meisten, aber habt Ihr schon mal von der „Bamberger Birnenförmigen Zwiebel“ oder der Buschbohne „Bamberger Blaue“ gehört?
Diese und andere lokale Haussorten könnt Ihr auch im direkt an den Museumsgarten anschließenden Bamberger Sortengarten bewundern. Die Parzelle wird von einem Verein gleichen Names betrieben, der sich dem Erhalt der alten Sorten verschrieben hat. So, so so schön! Und eine so wertvolle und absolut unterstützenswerte Arbeit, wie ich finde. (Ich muß ja nicht extra erwähnen, daß ich im Museum direkt die Gelegenheit genutzt habe, ein, zwei, drei Tütchen Saatgut käuflich zu erwerben, oder? Ein Stück Bamberger Gärtnertradition für meinen traditionellen Bochumer Schrebergarten… Wer kann da nein sagen? Ich jedenfalls nicht!)
Zurück in die Gegenwart und zu einer wunderbaren Möglichkeit, noch etwas mehr über die Bamberger Gärtner und ihre Arbeit von heute zu erfahren. Denn rund ums Museum ist glücklicherweise die ein oder andere Gärtnerei im Viertel noch in Betrieb und verkauft Blumen und Gemüse aus eigenem Anbau. Das lohnt sich schon sehr, da einmal zu gucken, ob keiner guckt, und vielleicht ein paar Pflanzen für den eigenen Garten oder ein kleines Tütchen mit Naschgemüse auf die Hand mitzunehmen. („Touristentütla“, wie’s in der Hofstadt-Gärtnerei von Carmen Dechant in der Heiliggrabstraße heißt. Mit weichem d ausgesprochen – versteht sich. Dourrisdndüdla! Ist das nicht ein zauberhaftes Wort? Laßt’s Euch mal auf der Zunge zergehen.)
* Zurzeit hat das Museum seine Pforten leider geschlossen. Aktuelle Informationen zu Eintrittspreisen, Saisonöffnungszeiten und Führungen erhaltet Ihr hier.
An dieser Stelle weise ich gerne darauf hin, dass wir unseren Museumseintritt sowie auch alle Kosten für Anreise, Aufenthalt und Verpflegung aus eigener Tasche bezahlt haben. Falls dieser Beitrag also Werbung darstellen und/oder beinhalten sollte, ist diese a) unbeauftragt und kommt b) aus vollstem vollstem Herzen. Ein so schöner Ort wie das Gärtner- und Häckermuseum verdient es doch, von mehr gartenbegeisterten Menschen besucht zu werden. (Überrennen sollt Ihr’s aber bitte nicht. Dafür ist es doch zu wertvoll.)
** Noch ein Tip: Geht zu Fuß! Oder mietet Euch vielleicht ein Fahrrad, wenn Ihr kein eigenes mitbringen könnt oder wollt. Parken in Bamberg ist ohnehin ein Kapitel für sich, das war’s schon immer. Und eh man auf der Suche nach einem Stellplatz durch die viel zu engen Tiefgaragen der Stadt zirkelt… Das mag ich nicht. Dann lieber per pedes! So läßt sich die Stadt eh am besten erkunden. (Kopfsteinpflasterfestes Schuhwerk dringend empfohlen.)