Was kommt dabei heraus, wenn sich 11 BloggerInnen zu einem festlegten Song Gedanken machen und die entstandenen Beiträge zeitgleich ins Internet stellen? Unter dem Motto „Take On Me“ hat jede/r von uns einen Beitrag zu dem gleichnamigen Song von a-ha geschrieben.
Wir wissen nicht, was die anderen geschrieben haben, es gab keine inhaltliche Abstimmung und wir sind sehr gespannt auf das Ergebnis!
Mit dabei sind: Gartenbaukunst, Beetkultur, Der Hagenberg, thebohoshack, Cardamonchai, Garteninspektor, Faun & Farn, Ein Stück Arbeit, WirGartenkinder, Berlingarten und das Laubenhausmädchen.
Viel Spaß beim Lesen!
Take on me /
Take on me / Take me on /
Take on me / I’ll be gone /
In a day or two …
… flötete der Bambus, als ich im vergangenen Herbst begann, ihm mit Spitzhacke und Wurzelspaten zu Leibe zu rücken. – Flötete er tatsächlich? – Nein. Er flötete natürlich nicht! Der Bambus flötete nicht. Wie auch? Das kann er ja gar nicht. Dafür konnte man mich aber das ein oder andere mal umso lauter durch den ganzen Garten fluchen hören, während ich an seinen störrischen Wurzeln zerrte und zog und wie wild auf sie einhackte … In ein bis zwei Tagen ging die ganze Sache ohnehin nicht über die Bühne. Eher so in ein, zwei Wochen – wenn man alle Samstage und Sonntage zwischen Oktober 2020 und März 2021 zusammenzählt, die ich auf unserer kleinen Plantage verbracht habe? Da kam schon ganz schön was bei ‚rum.
Erstaunlich! Denn eigentlich ist Geduld so gar nicht meine Stärke. Das war es noch nie. Und daß ich mich mit so viel Ausdauer einer einzigen Gartenaufgabe widmen würde? Freiwillig? Als ich klein war, wäre das undenkbar gewesen.
We’re talking away /
I don’t know what / I’m to say /
I say it anyway
Eine meiner frühesten Gartenerinnerungen wird in der Familie gern ungefähr so nacherzählt: Im Sommer stellte ich mir wohl ganz gern mal die kleine Fußbank aus dem Kinderzimmer an den Gartenzaun, postierte mich fest auf meinem Aussichtspunkt und quasselte der armen Nachbarin erst ein Kotlett ans Ohr und dann eine Klinke ans Knie.
Ich weiß bis heute nicht, wie die das fand. Aber ich weiß noch, daß sie Frau Olle hieß, eine in meinen Kinderaugen riesige, dunkel umrandete Brille trug und natürlich, denn wir befinden uns zeitlich so ungefähr in den frühen Neunzehnhundertachtziger Jahren, eine ordentlich gelegte Dauerwelle. Jedenfalls sehe ich immer einen Lockenkopf vor mir, wenn ich mich an diese Szene erinnere. Ich vermute, daß es auf der anderen Seite des Gartenzauns Dinge gab, die ich aus dem Garten meiner Eltern nicht kannte, und daß ich deshalb schlichtweg neugierig war. Oder ich war einfach ein sehr kommunikatives Kind, das mag auch sein. Älter als vier kann ich da jedenfalls nicht gewesen sein.
Woran ich mich auch erinnere, weil es davon Bilder gibt, ist, daß ich schon früh gern mitten in der Kallermatsche saß (so nannten wir den nassen, pfützigen Sand) und mit Förmchen um mich warf, und daß wir manchmal, wenn Besuch da war, Bollerwagenrennen veranstalteten. Die Rasenfläche im Garten meiner Eltern war nämlich abschüssig, da konnte man wohl ganz wunderbar mit seinem Gefährt von der Terrasse aus starten.
So needless to say/
I’m odds and ends/
I’ll be stumbling away
Als ich fünf war, zogen wir um. Nicht sehr weit zum Glück, im Prinzip nur ein paar Straßen weiter. Im neuen Garten interessierten mich zunächst hauptsächlich die Erdhaufen, die von den Bauarbeiten übrig geblieben waren. Da konnte man sich nämlich so wunderbar herunterollen lassen! Wie oft wir da wieder raufgekraxelt sind … Das war viel besser als Bollerwagenrennen. Ich weiß noch, daß mir das einen Heidenspaß gemacht hat. Und woran ich mich noch dunkel erinnern kann: ein Sommergewitter mit heftigen Niederschlägen, das irgendwie über uns hereinbrach. Wir waren alle draußen und ließen uns nass regnen (meine Schwester und ich jedenfalls), und mein Vater fürchtete um die frisch eingesäten Rasensamen, die nun davonzuschwimmen drohten. Vielleicht wurde sogar nachgesät? Das weiß ich tatsächlich nicht mehr. Trotzdem muss ich immer an diesen Moment denken, wenn mir der Geruch von Sommerregen und von sonnenwarmen Terrassensteinen aufsteigender Feuchtigkeit begegnet.
Auch da war ich noch nicht bereit, Sandkasten und Schaukel gegen Jäter, Hacke und Schaufel zu tauschen. Schaufeln nahm ich nur in die Hand, um in der Matsche zu buddeln oder Straßen und Tunnel für die Matchboxautos zu bauen, die mit nach draußen durften. Für uns Kinder gab es ein Holzhäuschen im Garten, in dem wir spielen konnten. Das hatte mein Vater zusammen mit Freunden gebaut (bei denen standen die gleichen Häuschen im Garten). Wir nennen dieses Häuschen heute noch das Kinderhaus, obwohl meine Eltern es seit Jahren als Geräteschuppen nutzen.
Auf dem Nachbargrundstück gab es allerdings einen Schrebergarten. Das war natürlich eine Schau! So richtig mit Himbeersträuchern am Zaun, wo man ab und zu mal eine Beere stibizen durfte, und einem alten, korrigen Zwetschenbaum. Die Nachbarn hatten sogar ein Spargelbeet, das weiß ich noch – denn als Kind habe ich zwar gar nicht gern Spargel gegessen (wirklich nicht), aber das man so ein Beet in seinem Garten haben konnte, fand ich trotzdem sehr spannend. (Warum haben wir eigentlich kein Spargelbeet? Vermutlich, weil der Freund mir einen Vogel zeigen würde, wenn ich damit jetzt auch noch um die Ecke käme. Wir haben ja schon seit Anfang März kein funktionierendes Gemüsebeet, weil die Tiefbauarbeiten für den Abwasseranschluß immer noch nicht abgeschlossen sind … Jetzt ratet, wo gegraben wurde? Richtig, einmal längs und quer durch unser Gemüsebeet. Es ist zum Haareraufen!)
Woran ich mich übrigens auch erinnere, ist der Garten meiner Großeltern. Mein Opa, wie er mit seinem Handrasenmäher von Gardena von einem Ende des Rasens zum anderen und gleich wieder zurück wanderte. Wwrrrm, wwrrrm, Reihe für Reihe. Reihe für Reihe… (Der erste Rasenmäher, den der Freund und ich für unseren Schrebergarten anschafften, war natürlich ein Handrasenmäher von Gardena. Mit dem Geräusch, das er von sich gab, verband ich viele Erinnerungen. Die Blasen an den Händen vom Über-die-Wiese-Schieben brachten mich dann allerdings eines Tages doch dazu, der Anschaffung und dem Gebrauch eines Elektro-Rasenmähers zuzustimmen.)
Aus dem Garten meiner Großeltern habe ich auch meine Kirschenliebe mitgenommen. Es gab dort eine große, alte Süßkirsche, jedenfalls erschien mir dieser Baum als Kind riesig. Zur Kirschenzeit hing er regelmäßig voller Früchte, und was wir nicht gleich essen konnten – nachmittags beim Hausaufgabenmachen oder Briefeschreiben an Brieffreundinnen –, fror meine Mutter ein. Dann gab es im Winter Kirschkompott zum Nachtisch. Das war für mich ein Fest!
Take on me /
Take on me / Take me on /
Take on me
Ihr seht: in Gärten war ich gern als Kind. Bloß an Gartenarbeit kann ich mich wirklich nicht erinnern … Heute bin ich trotzdem so wie meine Eltern. Ich wühle ständig in irgendeiner Erde, fluche übers Unkraut und liebe Dahlien sehr, ernte zu viele Zucchini – und bringe mir gern als Andenken von überallher schöne oder nützliche Dinge für den Garten mit. (Da könnt‘ ich erst Geschichten erzählen! Manmanman.) Wie das so gekommen ist? Ich vermute, der Apfel fällt eben doch nicht weit vom Stamm. Oder das Universum hat es einfach gut mit mir gemeint, wer weiß das schon? Ich bin jedenfalls froh, daß es so gekommen ist.
For the record: Ich kann mich erinnern, daß „Take on me“ in den 1980ern ein großer Hit war. Und ich weiß auch, daß im Kinderzimmer mindestens einer Schulfreundin Poster von Morten Harket an der Wand hingen … Ich meine aber, daß ich den Keyborder der Band im Prinzip viel interessanter fand als Morten. Wenn ich jetzt noch sagen könnte, wie der hieß?? – Das weiß ich wirklich nicht mehr. Ich gebe zu: Bei mir hingen halt schon immer Poster von John, Paul, George und Ringo an der Wand! (Die gab’s ja damals auch in der Bravo.)
wie? Kein Poster mit Morten? Aber der hat doch so eine süße Zahnlücke … 😉
Ich wurde früher eher zur Gartenarebit gezwungen. Rasenmähen durfte/musste ich zum Beispiel. Ich erinner mich aber noch gut an den Rhabarber den ich unabhängig von desse Reifegrad gegessen habe. Und an den doch seeeeehr säuerlichen Geschmack …